Börsenexperte: Darum lassen sich die Deutschen Chancen am Aktienmarkt entgehen
(djd). Beim Thema Geldanlage in Aktien ist Deutschland noch ein Entwicklungsland. Etwa jeder sechste investiert nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts (DAI) in Aktien - das sind nur wenige mehr als vor zehn Jahren. Dabei entgeht den Anlegern eine Menge Rendite: 2019 etwa ist der DAX im Jahresverlauf um mehr als 25 Prozent gestiegen. Doch warum sind die Deutschen beim Thema Aktien so zurückhaltend und lassen ihr Vermögen lieber auf praktisch nicht mehr verzinsten Sparkonten liegen? Die Frankfurt School of Finance & Management ist im vergangenen Jahr dieser Frage einmal nachgegangen, die Ergebnisse stehen unter www.boerse-frankfurt.de/studie.
Drei Gründe für die Aktienaversion der Deutschen
Nicolas Nonnenmacher von der Deutschen Börse hat die Studienresultate ausgewertet. Demnach investieren die Deutschen vor allem aus drei Gründen nicht am Aktien- beziehungsweise Kapitalmarkt. Das erste Motiv ist Risikoaversion, das heißt die große Angst vor Verlusten. Zweitens vermuten die Befragten, dass für eine Teilnahme am Aktienmarkt das eigene Vermögen zu gering ist. Tatsächlich kann man aber schon ab 25 Euro im Monat an einem ETF-Sparplan teilnehmen. Und drittens glauben die Studienteilnehmer, ihr Wissen reiche nicht aus. "Die Leute wissen gar nicht, was sie alles nicht wissen müssen," lautet dazu der Kommentar von Nicolas Nonnenmacher.
Grundlagenwissen macht Lust auf Wertpapiermarkt
Um mehr Leute für den Kapitalmarkt zu begeistern, setzt Nonnenmacher trotzdem auf mehr Börsenwissen: "Selbst vielen Aktienbesitzern ist nicht klar, dass eine breite Streuung das Risiko minimiert und nicht steigen lässt." Wichtig sei zunächst einmal Grundlagenwissen: Wie eröffnet man ein Depot? Wie kommt man überhaupt an Aktien heran? Was hat es mit dem Risiko-Rendite-Verhältnis auf sich? Warum ist ein langfristiges Engagement mit einem geringeren Risiko behaftet? "Die Börse muss auch erlebbar sein, deshalb haben wir in Frankfurt ein neues Besucherzentrum eröffnet", so Nonnenmacher.
Erst einmal ein Testdepot eröffnen
Für einen Einstieg an der Börse sei es im Übrigen nie zu spät. Oft genug lese man von "Börsen-Omas", die erst im hohen Alter erfolgreich waren. Nonnenmacher rät zudem zum Austausch mit Freunden und Bekannten, die bereits Aktien oder andere Wertpapiere besitzen. Vor der ersten Order kann man sich anhand von Testdepots ausprobieren oder an Börsenspielen teilnehmen. "Ob er an der Börse investiert, muss jeder je nach Lebenssituation und Risikomöglichkeit entscheiden", betont Nonnenmacher. Allerdings sollte man die Chance nicht aufgrund mangelnden Wissens verstreichen lassen.